Mittwoch, 5. September 2007
So etwas wie ne Verabschiedung...
Seit zwei Wochen sind wir mit dem Mais endlich fertig. Nun ist wieder der 'normale Alltag' hier eingekehrt. Ich habe mich jetzt intensiv damit beschaeftigt Jackie und Baiba in die Arbeit in der Weberei einzufuehren. Zunaechst einmal musste ich natuerlich erst selbst mal lernen an den grossen webstuehlen zu arbeiten. Sie machen sich unheimlich gut und geniessen das Weben richtig, aber brauchen bei jedem Schritt momentan noch Anleitung. Und etwas Schulunterricht (auf Swahili oder so etwas aehnlichem) halte ich auch hin und wieder. Nach sechs Wochen Arbeit hier geht es dann am Freitag los fuer eine Woche Urlaub auf Sansibar. Ich freu mich so unheimlich aufs Meer und brauche jetzt auch gerade wirklich etwas Erholung.
Ganz besonders gruess ich alle "Examenskandidaten", die gerade in ihren Pruefungen stecken. Und auch alle anderen, die mit Pruefungen und Praktikum beschaeftigt sind.
Dann bis bald in Deutschland
Mittwoch, 15. August 2007
MEHAYO ist ein Förderzentrum für Kinder mit geistiger Behinderung. Einige Erwachsene, die früher hier als Kinder ins Centre gekommen sind, arbeiten hier nun in der Küche oder auf der Farm mit. Es gibt einige Werkstätten wie z.B. eine Weberei, eine Schreinerei; Karten werden hergestellt, Hühner gehalten (im Moment haben wir hier ganz viele kleine Kücken) und Gemüse angebaut. All diese Aktivitäten stehen aber im Moment still, da auf dem Feld, das zu MEHAYO gehört, aber etwas außerhalb liegt, Maisernte ist. Nun wurde all der Mais geerntet, getrocknet und hierher gebracht und alle müssen jetzt mithelfen die Körner vom Maiskolben abzupulen. Der Mais wird dann zu Maismehl zerstoßen, womit dann der tägliche Ugali (Maisbrei) gekocht wird. Diese Arbeit wird komplett von Hand gemacht und hier erfahren zarte weiße Hände erst mal was richtige Arbeit ist. Mittlerweile sind meine Hände schon an allen Stellen wund und bis ich zurückkomme habe ich wahrscheinlich zentimeterdicke Hornhäute. Ich bin zusammen mit Helena aus Tansania einer Gruppe von acht Mädchen zugeteilt, mit denen ich den Tagesablauf (Mais, Mais, Mais…) gestalten soll. In dieser Gruppe widme ich zwei Jugendlichen besonders intensiv und soll sie fördern. Sie sollen in die Arbeit in den Werkstätten eingeführt werden, was im Moment eben bedeutet den Mais zu bearbeiten. Und so arbeitet hier jeder Mitarbeiter an zwei Zielen gleichzeitig. Einerseits geht es darum die Kinder und Jugendlichen angemessen zu fördern und geeignete Beschäftigungen für sie zu entwickeln. Andererseits ist es genauso wichtig wirtschaftlich zu arbeiten um das Überleben des Centres zu sichern.
Die Ausstattung hier ist sehr simpel aber gleichzeitig auch eigentlich völlig ausreichend. Auf der Anlage stehen mehrere Gebäude, dazwischen wird Gemüse angebaut und hohe Bananen- und Kokospalmen bringen Schatten. Überall ist diese dunkelrote Erde, die sich bei Regen in einen wunderbaren Matsch verwandelt und ich bezweifle, dass ich meine Füße je wieder sauber bekomme.
Morogoro ist eine große kleine Stadt am Fuße der Uluguru Berge 200 km vor Dar entfernt. Immerhin leben hier über 100.000 Menschen, aber letztendlich ist es doch auch nur ein etwas größeres Dorf. Die Menschen hier in Tansania sind sehr freundlich, besonders zu Gästen, auch wenn man als Weißer ständig auffällt. Oft rennen irgendwelche Kinder (und Kinder hat es hier überall) auf mich zu und schreien „Mzungu, mzungu, mzungu“, was so viel heißt wie Europäer, zeigen auf mich und winken mir zu. Die Bevölkerung hier in Morogoro ist sehr gemischt, es gibt sowohl Christen wie auch Moslems. Auf den Straßen sieht man viele Frauen, die Kangas (die bunten afrikanischen Tücher) um sich geschlungen haben und mindestens ein Kind auf ihren Rücken gewickelt haben, zwei weitere an ihrem Rockzipfel haben und einen Sack Brennholz auf dem Kopf balancieren. Mädchen in Schuluniform tragen oft lange weiße Kopftücher und manche Frauen tragen einen langen Tschador. Dazwischen sind Geschäftsmänner in Anzügen unterwegs und Frauen mit Highheels und schönen langen Zöpfen. Indische Haendler verhoekern Plastik-Flipflops zum Billigpreis. Viele Männer halten als Zeichen der Freundschaft miteinander Händchen, Homosexualität wird aber mit 20 Jahren Gefängnis bestraft. Selbst afrikanische Albinos sind nicht so selten zu sehen. Massai-Kämpfer haben oft nur ein Tuch um ihre Hüften gebunden und eins um ihre Schultern, haben immer einen Stock bei sich (eigentlich zum Vieh hüten) und viel Schmuck. So ein Massai arbeitet auch als Wächter auf dem Centre und passt auf uns auf, wenn wir schlafen. An den Straßen reihen sich kleine Verkaufstische aus ein paar schiefen Brettern aneinander und jeder scheint etwas zu verkaufen zu haben, auch wenn es jeweils nur ein paar Erdnüsse, Handykarten oder Schnürsenkel sind. In dieser ganzen Mischung drängen sich dann über 20 Menschen in ein Dalla-Dalla – das rein gar nichts mit dalli zu tun hat! – und man kommt sich plötzlich ganz nahe. Ich habe immer das Gefühl so zusammen gequetscht zu werden, dass ich danach ein paar Zentimeter kleiner bin. Die Dalla-Dallas bilden hier das Nahverkehrssystem und sind gewöhnliche Minibusse, die innen etwas umgebaut wurden um weitere Sitzreihen unterzubringen. So kann es passieren, dass man einfach ein Huhn oder ein Kind von irgendjemand anderem auf den Schoß gedrückt bekommt oder ein Dalla-Dalla mit offener Tür losfährt, da manche Körperteile einfach nicht mehr reinpassen.
Wir haben ein sehr gutes Angebot erwischt und haben am Wochenende eine Tagestour in die Udzungwa Mountains gemacht. Mit dem günstigen Angebot war aber auch alles sonst sehr günstig und so war der Bus voller Kakerlaken, die mir immer wieder den Rücken hochgekrabbelt sind. Nach einigen Stunden Fahrt über ein paar Holperstrecken sind wir zusammen mit unseren Kakerlakenfreunden endlich am Fuße der Udzungwa Berge angekommen. Durch einen beeindruckenden Bergregenwald sind wir gewandert und haben Begegnungen mit Affen, Schlangen und Killer-Ameisen gemacht, die mich ganz gemein in die Beine gezwickt haben. Endlich hat sich der dichte Regenwald etwas gelichtet und wir sind zu einem wundervollen Wasserfall gekommen. Der Wasserfall ist vor unserer Nase über 300 m in die Tiefe gestürzt und ich war so fasziniert (und kaputt), dass ich erst im zweiten Moment über den Wasserfall hinweg geschaut habe und der Ausblick mir endgültig die Sprache verschlagen hat.
Donnerstag, 2. August 2007
erster Besuch in Morogoro
Stefan und ich sind am Montag nach Dar gefahren um Mojca vom Flughafen abzuholen. Wir sind noch ein bisschen rumgelaufen als wir gewartet haben und plötzlich hält mir jemand von hinten die Augen zu. Als ich mich umgedreht habe stand einfach Matze vor mir! Wir kennen uns von den Vorbereitungsseminaren und sein Projekt ist eigentlich im kenianischen Hinterland. Wir haben ausgemacht uns mal zu treffen, aber durch die bereits genannten Kommunikationsprobleme konnten wir bisher nicht miteinander in Kontakt treten. Er hat aber erfahren wann Mojca ankommt und sich gedacht, dann kommt er auch einfach und wird uns dort schon treffen. Somit sind wir gleich mit zwei Neuankömmlingen zurück nach Morogoro gefahren und sind jetzt hier mit den zwei Norwegern und einer Finnin eine lustige Ansammlung von Volunteers und unternehmen viel zusammen.
T.I.A. (This is Africa)
"Karibu!"
Vom Flughafen aus mussten wir noch mit dem Bus weiter nach Morogoro über ein paar sehr unwegsame Straßen. Da ich aber zu dem Zeitpunkt aber schon über 24 Stunden unterwegs war und im Flugzeug nicht sonderlich viel schlafen konnte, hat mir selbst die Schauklerei im Bus nicht viel ausgemacht und ich bin immer wieder eingeschlafen. Irgendwann in der Nacht (ich glaube es war erst abends, aber da es ab 7.00 Uhr hier stockdunkel ist, hatte ich schon ein Nacht-Gefühl) bin ich dann auf dem Center angekommen. Außer vielen schwarzen Gesichtern im Dunkeln, die mich angelächelt haben, konnte ich überhaupt nichts erkennen. Nach einer Portion Reis mit Bohnen hab ich mich dann unters Moskitonetz gebettet und konnte wunderbar geschlafen.
Inzwischen ist auch Stefan, ein weiteres Drittel von unserem Team, angekommen und wir haben hier zusammen schon so manches erkundet. Im Centre begrenzen sch unsere Aktivitäten im Moment auf Zuschauen, Dabeisein, Rumhängen, Rumlaufen und noch mehr Zuschauen.
Ich durfte auch schon erste wundervolle Erfahrungen mit den tansanischen Behörden sammeln. Am Flughafen habe ich gesagt, dass ich hier Voluntary Work mache und dafür ein entsprechendes Visum brauche. Erst im Nachhinein habe ich festgestellt, dass mir doch nur ein Touristen Visum ausgestellt wurde. Also bin ich zum Ministry of Immigration und muss jetzt noch mal ein Business Visa beantragen (und natürlich doppelt bezahlen). Mir wurde sehr nahe gelegt absolut nicht zu arbeiten, bis ich nicht auch die Arbeitserlaubnis habe, da ich ansonsten ernsthafte Probleme bekommen könnte. Also hab ich jetzt noch etwas Zwangsurlaub und werde am Montag wieder nach Dar fahren und versuchen dort alles abzuklären. Bemerkenswert ist, dass ich das Visa nicht mit tansanischen Schilling bezahlen kann, sonder nur US Dollar oder Euro akzeptiert werden. Die tansanische Regierung nimmt also ihre eigene Währung nicht an.
Mein erstes Projekt wird ohnehin heißen ‚Swahili lernen’. Die Kinder hier auf dem Centre sprechen nur Swahili und so konnte ich die 5 Sätze, die ich im Voraus gelernt habe, schon dringend anwenden. Ab nächster Woche nehmen wir dreimal pro Woche Unterricht. Heute Nacht habe ich aber schon die 5 Sätze, die mir bekannt sind, geträumt.
Über das Centre werde ich also erst mehr berichten können, wenn ich hier etwas mehr Einblick erhalten habe und selbst auch endlich mitarbeite. Ich habe auch noch so gut wie keine Fotos gemacht, da ich in der ersten Zeit meine Kamera noch gar nicht auspacken möchte. Dieses Foto ist allerdings auf unserer Veranda entstanden, beim Verspeisen unserer ersten Errungenschaften vom Markt.